In Mathematik haben sich unsere 2. Klassen in der letzten Woche
mit geometrischen Formen beschäftigt. Und was man alles aus einem
kleinen quadratischen Papier falten kann, dass haben die Kinder mit der
"Geschichte vom kleinen blauen Quadrat" gelernt.
Und hier nun die ganze Geschichte:
Es war einmal ein kleines, blaues Quadrat. Das war
sehr traurig, denn niemand wollte mit ihm spielen. Es seufzte: "Ach,
wäre ich doch nur so schlank wie mein Bruder Rechteck oder so rund
wie mein Onkel Kreis. Das wäre schön. Hätte ich doch
wenigstens die herrlichen Spitzen von meiner kleinen Schwester Dreieck.
Damit könnte man wunderbar spielen." Und gähnend legte es
sich auf die Seite, schloss die Augen und schlief ein.
Im Traum erschien ihm der Zauberer Faltonio und sprach: "Warum bist du
so traurig, kleines Quadrat? Kann ich dir helfen?" "Oh bitte, lass mich
nicht länger ein langweiliges, blaues Quadrat sein. Bitte
verwandle mich in ein lustiges, spitzes Dreieck!" "Was heißt hier
Dreieck?", sprach der Zauberer. "Ein Kopftuch sollst du werden für
meine alte Freundin, die Hexe Faltine. Vielleicht nimmt sie ja meine
Einladung an, die alte Höhle am See zu durchstöbern. Ich
vermute dort einen Schatz. Leider will die Hexe so ungern mitkommen,
weil es dort so windig ist!" Und im Nu verwandelte er das Quadrat in
ein rotes Kopftuch. Dann schrieb er einen Brief. "Liebe Freundin! Ich
erwarte dich beim nächsten Vollmond an der alten Mühle. Dein
Faltonio."
"Was soll das?", rief die Hexe, als sie den Brief erhielt. "Habe ich
mir doch im Winter diesen schrecklichen Schnupfen geholt, den ich gar
nicht wieder los werde." - und so sie holte zum 13. Mal an diesem
Tag ein neues Taschentuch.
Nachdem sie tüchtig ihre lange Nase geputzt hatte - Hexen brauchen
dafür sehr viel Zeit - war ihr erster Gedanke: Was soll ich denn
nur anziehen bei solch einem Ausflug? Dann durchsuchte sie ihren
Schrank. Sie fand einen alten, abgetragenen Umhang. "Das ist genau das
Richtige"; rief sie. "Der hält schön warm." Sie probierte ihn
gleich an. Dann schaute sie in ihren Spiegel. Sie fand sich
hinreißend schön. Am Abend vor dem ersten Vollmond briet die
Hexe einen dicken Fisch. Als Nachtisch knabberte sie eine ganze Tafel
Schokolade.
Dann schaute sie durch ihr Fenster. Der Mond stand voll und rund am
Himmel. Es war Zeit, sich auf den Weg zu machen. Erwartungsvoll schlich
sie sich aus dem Hexenhaus. Am See angekommen, hexte sie schnell ein
Ruderboot. Damit ruderte sie dem Zauberer entgegen. Da kam er ihr schon
mit einem großen Segelboot entgegen. "Hallo alte Freundin! Ich
freue mich, dich zu sehen!", rief der Zauberer Faltonio. "Komm
herüber in mein flottes Boot." "Nein, du fährst mir zu
schnell, da weht mir der Wind zu stark um die Ohren", entgegnete die
Hexe. "Hab dich nicht so! Schau, was ich dir mitgebracht habe!" Er
schwenkte das Kopftuch. Da konnte die Hexe Faltine nicht
widerstehen. Sie stieg um, und zusammen fuhren sie zur Mühle.
"Uiii, ist das unheimlich hier", flüsterte die Hexe. "Ich kann gar
nicht richtig sehen!" In der Dunkelheit stolperte sie über eine
Schatztruhe. "Donnerwetter! Faltonio komm her und schau, was ich
entdeckt habe." In der Truhe fand sie einen goldenen Becher. Da
erwachte das kleine Quadrat aus seinem Traum und rieb sich die Augen.
"Wach ich oder träume ich? Sollte das alles, was ich gesehen habe,
aus einem einzigen Quadrat zu falten sein? Dann steckt ja allesin mir!
Nun werde ich ganz sicher Kinder finden, die mit mir spielen und mich
in all diese schönen Dinge verwandeln!" Und vor Freude und
Aufregung wurde es leuchtend rot.
(Verfasser unbekannt)
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