10. Konzept zur Konfliktbewältigung und Streitschlichtung

„Richtig streiten will gelernt sein!“

Starke Kinder

Starke Mädchen haben nicht nur schöne Augen.
Starke Mädchen haben Fantasie und Mut.
Starke Mädchen wissen selbst wozu sie taugen.
Starke Mädchen kennen ihre Chancen gut.

Starke Jungs, die können nicht nur Muskeln zeigen.
Starke Jungs, die zeigen Köpfchen und Gefühl.
Starke Jungs woll´n ihre Meinung nicht verschweigen.
Starke Jungs, die kommen lächelnd an ihr Ziel.

Starke Kinder halten felsenfest zusammen,
Pech und Schwefel, die sind gar nichts gegen sie,
ihren Rücken lassen sie sich nicht verbiegen,
starke Kinder, die zwingt keiner in die Knie.

Starke Kinder haben Kraft, um sich zu wehren,
und sie sehn dir frei und ehrlich ins Gesicht.
Starke Kinder wollen nur die Wahrheit hören,
und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.

Starke Mädchen stehen fest auf ihren Beinen.
Starke Mädchen wollen alles ausprobier´n.
Starke Mädchen sagen ehrlich was sie meinen.
Starke Mädchen können siegen und verlier´n.

Starke Jungs, die wollen alles selbst erleben.
Starke Jungs, die können auch mal zweiter sein.
Starke Jungs sind stark genug, um nachzugeben.
Starke Jungs, die fall´n auf Sprüche nicht herein.

Starke Kinder halten felsenfest zusammen,
Pech und Schwefel, die sind gar nichts gegen sie,
ihren Rücken lassen sie sich nicht verbiegen,
starke Kinder, die zwingt keiner in die Knie.


Starke Kinder haben Kraft, um sich zu wehren,
und sie sehn dir frei und ehrlich ins Gesicht.
Starke Kinder wollen nur die Wahrheit
hören, und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.

(Rolf Zukowski, Starke Kinder. 1989)

„Wenn Kinder streiten, üben sie für das Leben. Sie lernen sich durchzusetzen und Rücksicht zu nehmen, sowie Konflikte zu lösen. Gerade beim Streiten geht es um die Balance aller drei `Beine` des sozialen Hockers: um das Eintreten für sich selbst und die eigenen Interessen (= Ich-Bein), um den Respekt für den anderen und dessen Interessen (= Du-Bein) und um das Gefühl der Gemeinschaft (= Wir–Bein). Streitereien, Konflikte sind daher für die Entwicklung der sozialen Kompetenz unverzichtbar.“
(Anne Brech-Cartus)

Das obige Zitat bringt treffsicher zum Ausdruck, dass Konflikte und Streitigkeiten zum alltäglichen Miteinander gehören, ja, letztlich zur sozialen Kompetenzentwicklung notwendig sind; aber: „Streiten will gelernt sein!“.

Im ersten Schuljahr werden die Kinder zunächst in die Schulordnung eingeführt: Sie lernen Schul- und Klassenregeln kennen, die ein soziales Miteinander an unserer Schule erst ermöglichen und die soziale Kompetenz unserer Kinder heranbilden und fördern helfen. In allen Klassen hängen die Klassen – und Schulregeln gut sichtbar aus, so dass sie für alle Kinder stets präsent sind und die Lehrkräfte bei Verstößen immer wieder auf die Regeln hinweisen und sie einfordern können.

In diesem Zusammenhang arbeiten wir in den Klassen mit dem sogenannten „Bußgeldkatalog“ von B. Jaglarz / G. Bemmerlein (Persen Verlag GmbH, 2008). Die praxistaugliche Zusammenstellung von „70 originellen Zusatzaufgaben bei Regelverstößen“ basiert auf der Grundannahme, dass Regelverstöße ihren „Preis“ haben sollten: Die vorliegenden Zusatzaufgaben sind bewusst freundlich und ansprechend gehalten, „dem jeweiligen Regelverstoß inhaltlich angepasst und regen die Schüler an, sich mit dem Regelverstoß oder Teilaspekten desselben gedanklich auseinanderzusetzen.“ (S. 4). Die Wirksamkeit der Zusatzaufgaben ist davon abhängig, den Schülern verständlich zu machen, was der jeweilige Regelverstoß „kostet“ (d.h. „Spielregeln“ transparent zu machen). Mit der Kenntnis der (Spiel-)Regeln und ihrer Anerkennung soll erreicht werden, dass die Schüler „im Bewusstsein klarer und übersichtlicher Sanktionen disziplinierter handeln...“ (S. 4). Die anschauliche und auf gedankliche wie emotionale Durchdringung der Konfliktsituation abzielende Gestaltung der Zusatzaufgaben wirkt Stress abbauend und unterstützt ein positives Lern- und Klassenklima.Im Bereich der Prävention gegen Gewalt, Aggressionen, Stress und Sucht wird zudem bereits im Unterricht des ersten Schuljahres ein Unterrichtsprogramm zur Ich – Stärkung und Persönlichkeits- förderung eingesetzt.

Um jedoch möglichst ein fried- und respektvolles Miteinander unter den Schülerinnen und Schülern zu gewährleisten, bieten wir an unserer Schule ein soziales Kompetenztraining an

Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Grundschöttel können am sozialen Kompetenztraining teilnehmen, welches von unserer Sozialpädagogin Frau Rößler durchgeführt wird.
Das soziale Kompetenztraining wird über einen längeren Zeitraum angeboten und beinhaltet eine ernsthafte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Facetten des sozialen Miteinanders.
Für ein erfolgreiches Training ist die aktive Teilnahme und Mitgestaltung der Schülerinnen und Schüler unerlässlich. Je mehr Initiative und Einsatzbereitschaft die teilnehmenden Kinder mitbringen, desto wirkungsvoller und lebendiger kann das Training nachhaltige Erfolge sichern. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit Freude an dem Training teilnehmen und es als Ort des Ausprobierens nutzen können.
Die etwas angestaubte Redensart „über den eigenen Tellerrand zu schauen“ hat im Zusammenhang mit dem sozialen Kompetenztraining durchaus eine sehr treffende Bedeutung. Die Entwicklung der Empathie stellt eine eklatant wichtige Fähigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen dar. Altersentsprechend lernen Schüler, Bedürfnisse anderer Menschen zu akzeptieren und Rücksichtnahme und Toleranz zu üben.
Durch Rollen- und Gruppenspiele, kleine Theaterszenen, Diskussionen, Lieder, Bilder und Geschichten erarbeiten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam neue Verhaltensweisen, die anschließend verinnerlicht werden können. Unterschiedliche Regeln und Perspektiven im Umgang mit anderen Menschen und sich selbst, können spielend ausprobiert und erlernt werden.
In Abhängigkeit des Entwicklungsstandes können Schülerinnen und Schüler individuelle Konfliktbewältigungsstrategien ausarbeiten und dadurch auch zu einer kooperativen Streitkultur beitragen.
Das soziale Kompetenztraining soll die Schülerinnen und Schüler befähigen mit unterschiedlichen Anforderungen und Situationen sozialverträglich umzugehen. Die Nutzung und Entwicklung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen verdeutlicht den Schülerinnen und Schülern vor allem eins -  die eigenen Stärken zu erkennen.
Erworbene Fertigkeiten und Fähigkeiten im Umgang mit anderen Kindern, bedeutet handlungsfähig und damit stark zu sein. Denn starke Kinder besitzen ein gutes Selbstwertgefühl -  und das hilft - anderen Menschen wohlwollend zu begegnen.

Ergänzend ist die Teilnahme an dem Projekt „Klasse 2000 – Gesundheitsförderung in der Grundschule, Gewaltvorbeugung und Suchtvorbeugung“ ein Bestandteil unseres Konfliktbewältigungskonzeptes: Die vier, den einzelnen Klassenstufen zugeordneten Themenbereiche „Zuhören und Sprechen, Atmung und Bewegung“, „Probleme lösen, gesunde Ernährung, Bewegung“, „Ich und die anderen“ und „Ich entscheide mich“ haben zum Ziel, die Entwicklung von persönlichen und sozialen Kompetenzen der Kinder umfassend zu fördern. Besonders im Projektbaustein „Ich und die anderen“ üben die Kinder, ihre eigenen Gefühle besser kennenzulernen und erproben, ohne Gewalt Konflikte mit anderen zu lösen.Die beschriebenen Inhalte der ersten Schuljahre werden in den 3. und 4. Schuljahren vertieft und die Arbeit mit den Unterrichtsprogrammen weitergeführt.

Zudem kann im 3. und 4. Schuljahr in den Computerstunden mit  dem PC-Spiel der Polizei für Mädchen und Jungen von 8 bis 12 Jahren "Luka und das geheimnisvolle Silberpferd“ gearbeitet werden, das spielerisch und computergestützt dazu beitragen will, „...Gewalttendenzen unter Kindern und Jugendlichen möglichst frühzeitig entgegenzuwirken. Im Spiel lernt der Anwender, Konflikte auf gewaltfreie Weise zu lösen...“ (Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Stuttgart). Unser Konfliktbewältigungskonzept beinhaltet „Bausteine“ zur Persönlichkeitsförderung im Sinne von Stärkung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls eines jeden Kindes und zugleich solche zur Förderung der sozialen Kompetenzen durch Heranbildung von Kommunikations- und Problemlösefertigkeiten, die Verständnis, Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Rücksichtnahme und Respekt für den jeweils anderen stets mit ein beziehen. „Starke Kinder“, die von Eltern, Lehrern, Schule, Paten und anderen am Erziehungsprozess Beteiligten unterstützt werden, sind in diesem Sinne unser Anliegen und Ziel, denn nur so kann eine „starke“ Gemeinschaft entstehen, d. h. ein fried- und freudvolles Klima in der Schule als Lern- und Lebensraum realisiert werden. Gesunde Umgangsformen verstehen wir als einen Teil der Gesundheitserziehung (vgl. Kapitel 7). Um das Miteinander in unserer Schule noch besser zu regeln, haben wir uns auf gemeinsame Werte in der Erziehung unserer Kinder geeinigt. Schulische Lernerfolge sind nicht nur von kognitiven Fähigkeiten und Leistungen abhängig, sondern immer auch von sozialen Gegebenheiten. Deshalb berührt Gewaltprävention und Umgang mit Konflikten die Basis des Lernens. Wenn soziales Lernen gefördert, die Kommunikation verbessert und Konflikte konstruktiv bearbeitet werden, so wirkt sich dies unmittelbar auf die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler aus. Darüber hinaus soll unsere Schule als Ort des gewaltfreien Miteinanders dienen, an dem man sich wohl fühlen kann. Über die präventive Unterrichtsarbeit hinaus arbeiten wir mit außerschulischen Partnern zusammen, die auch die Elterninformationsarbeit begleiten und unsere Vernetzung stützen (vgl. Kapitel 13), denn Gewaltprävention kann nur Erfolg haben, wenn eine Zusammenarbeit und Vernetzung gelingt und wenn sie langfristig angelegt ist. Wird sie nicht als zusätzliche Aufgabe begriffen, sondern als integraler Bestandteil einer Schule, die sich im Rahmen der Schulentwicklung auf den Weg zu einer „guten Schule“ gemacht hat, so lassen sich die Themen der Gewaltprävention in den normalen Schulalltag integrieren und werden zu Selbstverständlichkeiten.